Letzter Brief an Wolfgang                                                       

Heusenstamm, Juni 2023

Lieber Wolfgang,

Du bist nicht mehr bei uns – wir sind sehr traurig und möchten Dir gerne einen letzten Brief schreiben. Leider konnten wir uns nicht mehr richtig von Dir und Deinem Leben verabschieden, obwohl wir Dich im Krankenhaus besucht haben.
So sollen diese Zeilen ein kleiner Abschiedsbrief sein.

Musik verbindet – und so haben wir uns kennen gelernt. Mit großer Begeisterung und Freude hast Du meine Kinderchorgruppe bei Konzerten am Piano begleitet. Das war richtig klasse und hat den Kindern, mir und den Zuhörern sehr gut gefallen und die Gesangsbeiträge musikalisch wunderbar aufgewertet.

So lernten wir uns besser kennen und es wurde eine innige Freundschaft daraus,
die uns auf vielfältige Weise verbunden hat.

Gerne haben wir Dich zum Schwätzen, Musik hören und Essen bei uns eingeladen, und sehr angenehme, unterhaltsame, informative und auch lustige Abende zusammen verbracht.

Dein Humor war mitunter von einer skurrilen, speziellen Ironie gespickt und dabei sehr amüsant; denken wir nur an die Idee, dass Willi als Salatkopf auf die Bühne treten sollte und „c’est très serrer et très court„ sagen sollte. Auch konntest Du Dich mit Willi lange über die „Mignons-Filme“ amüsieren, wobei dich ihre Sprüche wie “Banana Papaja” immer in euphorische Stimmung versetzt haben. 

Du warst ein sehr dankbarer Gast und es hat Dir alles geschmeckt, die einfache Hausmannskost aus der Erinnerung an die Kindheit (Pellkartoffeln mit Kräuterquark oder Spinat, Püree und Spiegeleier) wie auch viele Gerichte anderer Art.

Du sagtest oft, dass Du erst durch die Musik der Beatles den Start in Deine Musiker-Karriere genommen hast und immer wieder begleiteten uns die vielen „alten Musik-gruppen“ bei unserem Zusammensein, ein endloses Thema…

In den letzten Monaten avancierte besonders die Gruppe „Zombies“ zu deiner Lieblingsgruppe und so verbrachten wir etliche Stunden uns ausgewählte Stücke vorzuspielen und darüber zu diskutieren, wie die Musikinstrumente und Stimmen uns in den Bann ziehen.

Deine stets positive Einstellung und Dein freundliches Gemüt waren Dir im Leben sicher nicht immer von Vorteil aber Du warst eben nicht als Kämpfer geboren. Schon vor der Erkrankung an Krebs wurdest Du in Deinem Leben mit vielen sehr schwierigen Situationen konfrontiert und Du hast sie mit ruhigem, beständigem Einsatz treu gemeistert.

Aber wie so oft, der Schein trügt und es blieb Dir im Leben manches versagt, was einen großen Ballast erzeugte, den Du mitschleppen musstest. Glücklicherweise hattest Du immer wieder viele liebe Menschen um Dich herum, die Dir sowohl professionell als auch als Freunde hilfreich zur Seite standen.

Du liebevoller, freundlicher Chaot im realen Leben, wie oft haben wir darüber geschmunzelt und Dich tatkräftig unterstützt.

Sehr froh bin ich, dass wir eine gemeinsame „Burgund-Reise“ gemacht haben. Du wolltest so gerne einen Teil des Landes Deiner Vorfahren kennenlernen, die Dich
so begeistert haben und wir konnten Dir „unser“ Frankreich zeigen, welches wir
so lieben. Die unterschiedlichen Landschaften, Mittelalterkultur von Städten und Dörfern, die Kirchen, oft noch älteren Ursprungs , einfach faszinierend. Gutes Essen, Käse, Wein durften natürlich nicht fehlen. Sogar die kleine Champagnerdégustation hat Dich begeistert – es war eine sehr schöne Reise!

Etwas ganz besonderes waren Deine jährlichen Konzerte – und war man einmal dabei, so wollte man keines mehr missen! Dein typischer Stil, diese wundervolle, romantische und lyrische Musik, vorgetragen mit einem von innerster Anmut bewegtem wie auch melancholischem Klavierspiel, berührte die Herzen und Sinne aller Zuhörer auf das Tiefste.

Wir wünschen Dir, dass dein größter Wunsch, Deine Musik der Nachwelt zu erhalten, indem sie einem größeren Zuhörerkreis bekannt gemacht wird und dadurch weiter lebt, von Deiner Familie und den Musiker-Freunden als größtes
und wichtigstes Erbe angenommen und realisiert wird.

Für alle Begegnungen, musikalische Unterstützung, Gespräche und Gemeinsam-keiten danken wir Dir sehr, Du bist ein Teil unserer Familie gewesen.

Schließen möchte ich mit einem Ausschnitt eines Liedtextes von Reinhard Mey,
der Dich in seiner Gänze sicher amüsiert hätte:
Schade, daß Du gehen musst, lang vor Deiner Zeit.
So wie ich die Dinge seh‘ tut’s Dir selbst schon leid.
Einfach so hinauszugeh’n, hast Du mal bedacht,
was Dein Fortgeh’n uns mein Freund, für einen Kummer macht?
was Dein Fortgeh’n uns mein Freund, für einen Kummer macht.

Schade, daß Du gehen musst, ausgerechnet heut‘
dabei hättest Du Dich so an dem Bild erfreut.
Wie die Freunde um Dich steh’n, und wie sie verstört
Witzchen machen, damit man keinen sich schneuzen hört,
Witzchen machen, damit man keinen sich schneuzen hört.“

Du bist jetzt leider nicht mehr hier bei uns, Du fehlst uns.

ABER die Erinnerungen an Dich und unsere gemeinsame Zeit mit Dir bleiben bestehen.
Du hattest noch so viele Ideen…Und uns verbleibt nur ein Letzter Brief an Wolfgang.

Ruhe in Frieden – Deine wunderbare Musik lebt weiter

Herzliche und sehr wehmütige Grüße
Deine Dorothea und Willi

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