von langjährigem Musiklehrer Wolfgang Löll
Erstellt: 17.07.2023, 04:28 Uhr – Offenbach Post-Online
Zollen ihren Respekt: Mit zahlreichen Kompositionen und Werken, darunter ein Stück des Verstorbenen selbst, haben Schüler, Kollegen, Freunde und Familie dem Vollblut-Musiker bei einer Trauerfeier in St. Cäcilia gedacht. © prochnow
Gedenken an einen „Menschenfreund“: Heusenstamm nimmt in St. Cäcilia Abschied von dem langjährigen Musiklehrer Wolfgang Löll.
Heusenstamm – Der Wind lässt die Samenstängel einer Pusteblume über einer grünen Wiese abheben, sie verschwinden scheinbar in den Schäfchenwolken vorm blauen Himmel. Zu düster darf das Programmheft der Trauerfeier nicht ausfallen, wenn die Trauernden sich von einem Mann verabschieden, dem immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen lag. Der mit seiner ruhigen Art jedes Problem im Keim erstickt und mit seinem Können sein Publikum bewegt hat. Heusenstamm nahm am Samstag in St. Cäcilia Abschied von Musiker und Lehrer Wolfgang Löll.
Er verstarb am 24. Mai nach schwerer Krankheit. In seiner Familie und in der Musikschule, bei seinen Zuhörerinnen und Zuhörern, Schülerinnen und Schülern hinterlässt er klaffende Lücken. Viele von ihnen trafen sich nun in dem Gotteshaus in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer von Lölls Wirkungsstätten, dem Haus der Musik.
Die städtische Einrichtung hatte ihm ein würdevolles Programm gestaltet, getragen von der Sprache, in der er sich selbst am liebsten ausdrückte. Mehr als 30 Jahre hat er an der Musikschule an den Klaviertasten unterrichtet, noch früher hat er begonnen, am Flügel Konzerte zu geben. An den Weg des 1961 geborenen Talents erinnerte Bürgermeister Steffen Ball in seiner Rede.
Löll gehörte seit 1988 zum Dozententeam der Musikschule, 2006 gründete er mit weiteren Interessierten den Förderverein und saß selbst im Künstlerischen Beirat. Mit seinen Klavierkonzerten bereicherte er den Kultursommer, dankte der Rathauschef und fasste die Biografie des Verstorbenen zusammen. In Frankfurt studierte er Anglistik und Musikwissenschaften auf Lehramt. „Mit seinem sehr persönlichen Kompositions- und Vortragsstil entwickelte er vielfältige Programme, Kammermusik und Liedbegleitungen“, würdigte Bürgermeister Ball.
Dichtende und Rezitierende begleitete er gefühlvoll, bildende Künstlerinnen und Künstler sowie Tänzerinnen und Tänzer. „Sein ambitioniertes Werk, Suite für Grace Kelly‘ kam auch am Fürstenhof in Monaco sehr gut an“, erinnerte der Redner. „Dies sind nur einige wenige Stationen aus Wolfgang Lölls Leben, die beeindruckten. Was er auch anpackte, er hat sich seinen Aufgaben und Projekten stets mit viel Seele und Herzblut gewidmet und sie mit Bravour zu Ende geführt.“ Seine Arbeit habe ihm stets Freude bereit, „deshalb ist ihm wohl auch so viel gelungen“.
Auch dem interdisziplinären Schaffen war der Pädagoge immer zugetan, ergänzte der Bürgermeister. „So war er sehr berührt, wenn Kunstschaffende aus unterschiedlichen Sparten zusammenwirkten, sich ergänzten und zur Freude aller etwas Neues schufen.“ Als Lehrkraft begleitete er Lernende zu Wettbewerben und „räumte Preise ab“. Dabei ging es ihm nicht allein um abrufbare Leistungen, sondern vor allem darum, „einen geistigen und emotionalen Zugang zur Musik zu öffnen“.
In einem Brief ans Rathaus mahnte der Romantiker und Freund der irischen Musik die Stadtoberen, die Musikschule stärker zu unterstützen, auch bei der Recherche über die Geschichte der Einrichtung. Erst vor drei Jahren veröffentlichte er dazu in Kooperation mit dem Heimat- und Geschichtsverein ein Buch über die Entstehung der Schule anno 1966 und ihre Bedeutung.
Laut Ball verlor die Stadtgesellschaft einen „außergewöhnlich engagierten Mann, einen versierten und leidenschaftlichen Lehrer und Dozenten und einen Vollblut-Musiker“. Für den Verwaltungschef war Löll ein „geschätzter Gesprächspartner und Menschenfreund“. „Musik als festen Bestandteil der Kultur einer Stadt zu erhalten und zu fördern – das ist sein Vermächtnis“, skizzierte er den ausgewiesenen Beatles-Fan und Freund irischer Musik. „Wir werden seinen künstlerischen Geist, seine inspirierende Musik und seine professionelle und empathische Art vermissen – das macht ein Vergessen nicht möglich“, schloss Ball. Dafür sorgte unter anderem auch Lölls Kollege Kurt Herdt mit einem Präludium von Mendelssohn-Bartholdy an der Orgel. Ein Flötenensemble um Annette Hofmann spielte, Sopranistin Erika Weber aus der Nachbarschaft sang Werke von Friedrich Händel und John Rutter.
Das Violinquartett Bella Corda um Boris Kottmann interpretierte derweil sogar ein Stück von Wolfgang Löll, Schwester Christiane und Wegbegleiterin Dorothea Ott-Sterzik erinnerten zudem mit sehr persönlichen Worten an den stadtbekannten, vielgeschätzten Musiker.